Chronik des AMSC 1930 Alf e.V.
Der Automobil- und Motorsportclub 1930 Alf e.V., kurz AMSC Alf genannt, kann 2005 ein doppeltes Jubiläum feiern. Vor 75 Jahren, im Frühjahr 1930, wurde der Verein offiziell gegründet und auf dem Amtsgericht in Koblenz eingetragen. Vor 50 Jahren, im Frühjahr 1955, wurde der Verein nach einer längeren Zwangspause wieder zum Leben erweckt. Die Gründung und die Wiederbelebung verdankt der Club vor allem den Männern Hermann Gellner, Peter Müllen und Karl Vogt.
In den 30-er Jahren war ein Motorrad ein Luxusgegenstand, für den eisern gespart wurde. Trotzdem stieg die Zahl der Mitglieder stetig an. Vor der Gründung war es eine lose Gemeinschaft begeisterter Motorradfahrer unter dem Namen „Motorradclub Fahre Wohl“. Gleichzeitig mit der Gründung des MSC Alf ist der Club dem DMV (damals Deutscher Motorrad Verband) beigetreten. Dadurch ergaben sich viele Kontakte zu anderen Motorsportvereinen. Sternfahrten wurden veranstaltet, man traf sich mit Gleichgesinnten zu Geselligkeit und „Benzingesprächen“ und lernte dabei die weitere Umgebung kennen. Die drei oben genannten Gründungsmitglieder erzählten mit Begeisterung von den Erlebnissen in dieser Zeit, bis etwa in der Mitte der 30-er Jahre die privaten Vereine, die den damaligen Machthabern ein Dorn im Auge waren, verstaatlicht wurden. An die Stelle der Motorsportclubs trat mehr und mehr das NSKK (Nationalsozialistisches Kraftfahrer Korps), was nichts anderes war als eine vormilitärische Ausbildung, denn der 2. Weltkrieg war in der Vorbereitung. Man traf sich trotzdem noch zwanglos, aber als dann 1939 der Krieg ausbrach, war auch der MSC Alf nur noch Vergangenheit.
Von den Mitgliedern der ersten Stunde sind einige im 2. Weltkrieg gefallen, andere aus beruflichen Gründen weggezogen. Nach dem Krieg war Deutschland bekanntlich mehr oder weniger ein Trümmerhaufen. Wer Glück hatte, fand sein altes Motorrad noch unter Heu und Stroh versteckt, aber viele Motorräder hatte man für Kriegszwecke beschlagnahmt. Neue Produktionen gab es noch lange nicht, denn die Fabriken waren entweder zerstört oder von den Siegern demontiert. Außerdem waren zunächst Haushaltsgegenstände wichtiger als Motorräder. Eine Änderung kam mit der Währungsreform. Die Deutschen schafften das so genannte Wirtschaftswunder, das in der ganzen Welt bestaunt wurde. Auch der Motorradboom setzte langsam ein. Alles war natürlich viel bescheidener als heute. Kleinere Maschinen, statt Sturzhelm eine Lederkappe, keine Regenbekleidung, und wenn es kalt war, eine dicke Zeitung unter der Hose auf den Knien.
Im Frühjahr 1955 war es dann endlich soweit, denn es gab inzwischen genügend Interessenten, um den Club wieder erstehen zu lassen. Grundlage war die Tradition, der Status und die Satzung von 1930. Die Neugründungsversammlung fand im Gasthaus Junk in Alf statt. Dachverband blieb der DMV, im Namen etwas verändert in Deutscher Motorsport Verband. Alle Clubmitglieder waren gleichzeitig im DMV, andere durften offiziell nicht als Clubmitglied geführt werden. Die Jahre, die dann folgten, werden allen älteren Mitgliedern noch in bester Erinnerung sein, denn es gab ein lebhaftes Clubleben mit fröhlichen gemeinsamen Ausfahrten, organisiertem Tourensport, sog. Fuchsjagden, Geschicklichkeitsturnieren in Alf und vielen anderen Orten, aus denen mancher Pokal mit nach Hause gebracht wurde. Und es gab Geländeturniere am Leofelsen, auch mit Beiwagenmaschinen. Es gab damals nur ein einziges Auto im Club, und das war ein Dreirad-Lieferwagen von Heinrich Esser, der bei Ausfahrten oft mitgenommen wurde für Motorräder, die schlapp gemacht hatten.
Doch der rasante Fortschritt war nicht aufzuhalten, und es kamen immer mehr Kleinwagen auf den Markt, die das Motorrad langsam verdrängten. Wer gut bei Kasse war, hatte beide Fahrzeuge oder im Wechsel Sommer/Winter. Um aktuell zu sein, erhielt der Clubname den Zusatz „Automobil“. Das Clubprogramm wurde auf Auto und Motorrad eingestellt, wenn auch das Auto manchmal mehr in den Vordergrund trat. Das Programm war vielseitig mit Nachtorientierungsfahrten, Bildersuchfahrten, sog. Chinesenrallyes, Autoturnieren und Sternfahrten. Jedes Jahr wurde eine Clubmeisterschaft ausgetragen, und für den Besten im Tourensport wurde der Peter-Müllen-Gedächtnispokal geschaffen. Es gab eine Zeitlang Startgeldbeihilfen und eine eigene Clubzeitung, das Club-Echo. Ab und zu wurde auch eine gemeinsame Busfahrt unternommen, und unvergessen ist die Fahrt mit einem Bus auf dem Nürburgring.
Natürlich hatte der Club seine Höhen und Tiefen, wenn von den 100 eingeschriebenen Mitgliedern 25 bis 30, manchmal aber auch nur 5 oder 6 Leute an der Versammlung teilnahmen. Aber in diesen kleinen Zusammenkünften entstanden oft die besten Ideen für ein noch attraktiveres Programm, wie z.B. eine groß angelegte Nationale Sternfahrt nach Alf, oder der erste Autoslalom in Neef. Weil dort der Platz viel zu klein war, ging man auf den Barl, wo der alljährliche Pfingst-Slalom zu einer Top-Veranstaltung wurde, zu der viele Teilnehmer weit angereist sind. Schließlich noch das Motorradfahrertreffen, das seit mehr als 30 Jahren noch nichts von seiner Anziehungskraft verloren hat.
Das 50- bzw. 25-jährige Bestehen feierte der Club im Frühjahr 1980 im großen Stil. Zu einem Sektempfang waren die Spitzen der Kreis- und Ortsbehörden, der DMV-Hauptgeschäftsstelle sowie der Landesgruppe Saar und die Vorstände aller Ortsvereine eingeladen. Der Club hatte eine Jubiläumssternfahrt nach Alf ausgeschrieben, die sehr gut frequentiert war. Mit einem Sternfahrerball wurden die Feierlichkeiten abgeschlossen. Im Rahmenprogramm gab es eine große Ausstellung der Pokale, Ehrenpreise, Gastgeschenke, Fotos und Presseberichte.
Es wäre nicht angemessen, hier Namen von Mitgliedern zu nennen, die sich um den Club besonders verdient gemacht haben. Es waren viele in all den Jahrzehnten, und man könnte leicht jemanden übersehen. Unser Dank gilt all denen, die den Club in den letzten Jahrzehnten durch alle Höhen und Tiefen geführt haben.
Zurzeit hat der AMSC-1930 Alf e.V. 75 Mitglieder und ein eigenes Clubhaus in der Maisengasse in Alf.
gez. Werner Golenia 09/2005